An der Stelle des heutigen Domes stand bereits in frühchristlicher Zeit ein Versammlungshaus, ein sogenanntes Domus, das dann im 5. und 6. Jahrhundert zu einer Basilika ausgebaut wurde. Nach den Wirren der Völkerwanderung folgte ab der Karolingerzeit der wirtschaftliche und kulturelle Aufstieg Bozens zu einer Handelsstadt von überregionaler Bedeutung. Diesem verbesserten Status wollte man auch mit dem Bau einer neuen Kirche Rechnung tragen, die sowohl Symbol des Glaubens als auch Zeichen der Macht des aufstrebenden Bürgertums sein sollte. 1184 wurde dieser Bau unter der Leitung lombardischer Baumeister, die zuvor schon den Dom von Trient geplant hatten, begonnen. Diese romanische Basilika wurde 1222 vollendet, Spuren sind auch heute noch in der Vorhalle, im Presbyterium und beim Südportal sichtbar.
Nur 100 Jahre später galt der romanische Bau bereits als unmodern, und man begann Pläne für eine neue, gotische Kirche zu schmieden. Die Baumeister kamen diesmal aus Schwaben und standen unter der Leitung der Architektenbrüder Schiche. Verwendet wurde rötlicher (Bozner) und gelblicher (Unterlandler) Sandstein, die romanischen Apsiden wichen einem neuen Chor, Fenster und Tore wurden im neuen Stil gestaltet, ebenso die beeindruckenden Wasserspeier. 1517 wurde schließlich auch der 65m hohe Glockenturm fertig gestellt. Der – ebenfalls – schwäbische Baumeister Hans Lutz von Schussenried hatte dem romanischen Turm seinen charakteristischen durchbrochenen und filigranen Spitz aufgesetzt, der als Meisterwerk der Spätgotik gilt.
Der Innenraum des Bozner Domes besticht durch seine schlichte Eleganz. Prunkstück ist sicherlich die herrliche Kanzel, die Hans Lutz angeblich eigenhändig angefertigt hat. In der Vorhalle befindet sich ein Fresko „Madonna mit Kind“, das von Michael Pacher stammen soll. Vom Freskenschmuck im Kircheninneren ist leider nur wenig erhalten, denn im II. Weltkrieg wurde der Dom durch Bombardements der Alliierten schwer in Mitleidenschaft gezogen. Viele Fresken und ein Großteil der alten Glasfenster wurde für immer zerstört, lediglich der Glockenturm blieb gänzlich unbeschädigt. Im Zuge des Wiederaufbaus nach 1945 wurden u.a. auch die Reste der frühchristlichen Kirche entdeckt.
Der Bozner Dom ist heute sowohl Touristenmagnet als auch spirituelles Zentrum der Diözese. Sehenswert ist übrigens auch der Domschatz, der im Diözesanmuseum ausgestellt ist.