Bereits im 17. Jahrhundert versuchten die Bewohner von Gröden ihren Lebensunterhalt mit Schnitzereien aufzubessern. Sehr begabte Künstler stellten in dieser Zeit Heiligenfiguren her, andere produzierten Kleinfiguren, die dann im Sommer verkauft wurden. Im Barock stieg vor allem die Nachfrage nach Krippen. Diese waren sehr opulent und umfassten auch ausgefallene Tierfiguren wie Elefanten, die man manchmal auch einzeln zum Verkauf anbot. Sehr bekannt war darüber hinaus die Grödner Gliederpuppe, die auch als „Dutch Doll“ bezeichnet wurde. Auf Grund der Konkurrenz, die auf dem europäischen Markt vorherrschte, musste die Qualität erhöht werden und so entstand 1872 in Gröden die erste Schnitzschule. Heute können die Besucher im Museum Gherdeina Europas größte Sammlung von Spielzeug aus Gröden bestaunen, die fast alle Spielzeugartikel umfasst, die im 19. bzw. zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Heimarbeit hergestellt wurden. Einzigartig ist auch die Dokumentation über die Grödner Malerei sowie die Sakralkunst, die ebenfalls im Museum gezeigt wird. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erlebte die Schnitzkunst in Gröden einen Einbruch und der Schnitzberuf wurde nur mehr von wenigen Grödnern ausgeübt. Im Jahr 1920 wurde schließlich der erste Ausstellungsverein gegründet, seit 1994 gehören viele Bildhauer bzw. Fassmaler aus Gröden der Vereinigung Unika an, die auch einen Galerieraum führt, in dem handgefertigte Einzelstücke präsentiert werden.
Nachgefragt: Welches Brauchtum in Südtirol auch heute noch gelebt wird
Ein weiteres Südtiroler Brauchtum, das auch heute noch gelebt wird, ist das Spitzenklöppeln im Tauferer Ahrntal. Dafür werden Fäden aus Leinengarn auf einem Klöppelkissen – oder auch „Pinggl“ genannt – befestigt. An den Enden der Fäden befinden sich die Klöppel, durch die das Muster der Spitzen entsteht. Das Spitzenklöppeln begann im Ahrntal im Jahr 1893, als das Kupferbergwerk geschlossen wurde und viele ihre Arbeit verloren. In der Not begannen die Frauen mit dem Klöppeln, um auf diese Weise Geld zu verdienen. 1894 richtete man in Prettau eine Klöppelschule ein, es folgten zahlreiche Ausstellungen, wodurch die Spitzen sehr erfolgreich beworben werden konnten. Seit 1994 gibt es in Prettau außerdem einen Klöppelverein, dessen Ziel es ist, die Technik auch an die jüngere Generation weiterzugeben, wobei man die Spitze heute vor allem für Tischwäsche, Messkleider oder Trachtenblusen verwendet.
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