Wenn man heute zu der Talenge mit der schmalen Holzbrücke gelangt, ist es nur schwer vorstellbar, dass sich hier bis zum Jahr 1854 der gesamte Personen- und Warenverkehr über den Reschenpass durchgezwängt hat. Von hier führte die alte Passstraße mit einer Breite von maximal 6 Metern ohne eine einzige Kehre hinauf zur Festung Nauders.
Altfinstermünz
Finstermünz wird 1263 erstmals als Grenz- und Zollburg urkundlich erwähnt. Zur Sicherung der Passstraßen ins Engadin und nach Italien – die alte Römerstraße Via Claudia Augusta – erfüllte sie eine wichtige Aufgabe. Bis zum Ausbau des Brenners im Spätmittelalter war ja der Reschenpass die zentrale Nord-Süd-Verbindung. Seit 1300 wurde hier nachweislich Zoll und Maut eingehoben, die ältesten Zolltarife sind aus dem Jahr 1534 überliefert.
Immer wieder kam es außerdem zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Bischöfen von Chur und mit den Eidgenossen im Engadin, so dass die Burg auch für die Grenzsicherung strategisch bedeutend wurde. Der Name Finstermünz leitet sich übrigens vom germanischen „mintsja“ her, was so viel wie „bedrohlich emporragender Fels“ bedeutet.
Von dieser ersten Burg ist allerdings fast nichts mehr erhalten. Die ältesten Bauteile der heutigen Anlage stammen aus der Zeit Herzog Sigmunds des Münzreichen, unter dessen Regentschaft etwa 1472 ein vollständiger Umbau sowie die Umbenennung in Sigmundseck erfolgten. Kaiser Maximilian I. ließ die Festung weiter ausbauen; erst 1779 wurde sie mit der Zollreform als Zollburg aufgehoben und verlor damit ihre Bedeutung. Ein Teil der Anlage – der Klausenturm – wurde an den damaligen Zöllner verkauft, der hier eine Gastwirtschaft mit Bierbrauerei einrichtete. Seit 1854 umgeht auch die neue Straße nach Nauders die Talenge, Finstermünz wurde zu Altfinstermünz.
Von der Wehr- zur Erlebnisburg
Die Burganlage ist nach wie vor sehr beeindruckend und sehenswert und Dank der Aktivitäten des „Vereins Altfinstermünz“ auch in gutem Erhaltungszustand. Besonders imposant ist die Sicht von oben von den steilen Berghängen hinunter auf die Burg. Die markantesten Bauteile sind der mitten im Inn stehende Brückenturm mit der teils überdachten Holzbrücke, der mächtige Tor- oder Klausenturm, der in den Fels gebaute Batterieturm Siegmundseck und die 1604 erbaute Maria-Himmelfahrtskapelle.
Altfinstermünz wird Schritt für Schritt zu einer „Erlebnisburg“ ausgebaut und für Besucher zugänglich gemacht. Ein großes Projekt thematisiert die historischen Grenzbefestigungen im Dreiländereck Österreich-Italien-Schweiz von der Antike bis zum 2. Weltkrieg. Außerdem sollen in Altfinstermünz regelmäßig kulturelle Veranstaltungen stattfinden.
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