Die eindrucksvolle Ruine hat in der Vergangenheit immer wieder Dichter, Maler, aber auch Historiker inspiriert. Um ihre Entstehung und Bedeutung ranken sich allerlei Legenden, manche spekulierten sogar auf ein ursprünglich römisches Bauwerk. Nun, besiedelt war der Burghügel vermutlich bereits um 1000 v.Chr., worauf ein bronzezeitliches Urnengräberfeld hindeutet, das hier gefunden wurde. Der Ortsname Thaur („taurane“) ist erstmals in einer Schenkungsurkunde des Klosters Innichen aus dem Jahr 827 erwähnt. Möglicherweise stammt er aus dem Illyrischen und bedeutet „Fels“, auch eine rätoromanische Herkunft ist denkbar. „Tgaura“, die Ziege, würde dann auf ein Weidegebiet hindeuten.
Schloss Thaur
Die Burg dürfte jedenfalls Ende des 11. Jahrhunderts erbaut worden sein und war erst im Besitz der Grafen von Andechs, die 1180 auch Innsbruck gründeten. Thaur war damals als Stapelplatz für das Haller Salz ein bedeutender Ort. Warum Schloss Thaur allerdings nicht auf dem strategisch besser gelegenen Nachbarhügel erbaut wurde, ist allerdings ein Rätsel.
1232 wird die Anlage erstmals urkundlich erwähnt, in der Zeit ist der Stern Andechser aber bereits im Sinken. Wenig später folgen ihnen die Grafen von Tirol als Herren im Land, und im 14. Jahrhundert fällt Thaur schließlich an die Habsburger. Die Stammburg hat einen Grundriss, der an den Querschnitt eines Brillanten erinnert. Bergfried, Palas und Burggrafenturm waren die wesentlichen Bestandteile dieses ältesten Teiles, von dem allerdings fast nur mehr die Außenmauern erhalten sind, die zudem der Wald dicht überwachsen hat. Als ausgesprochene Besonderheit verfügte die Burg über eine eigene Wasserleitung. Im 15. Jahrhundert folgten größere Umbauten und Erweiterungen, v.a. der Wohnbereich wurde ausgebaut und eine Barbekane errichtet, eine Art Vorburg, die gegen die modernen Feuerwaffen Schutz bieten sollte. Dieser spätgotische Teil von Schloss Thaur ist heute am besten erhalten.
Sommerliche Schlossspiele
1500 wurde unter Kaiser Maximilian noch die Schlosskapelle geweiht, danach setzte der Niedergang der Burg ein. 1525 brach während der Bauernaufstände ein Brand aus, 1550 stürzte die Schlossbrücke ein, 1564 der Bergfried. Das schwere Erdbeben im Jahr 1670 setzte die Zerstörung fort, und so ist heute von der einstmals mächtigsten und prächtigsten Burganlage im Inntal nicht mehr viel erhalten.
Von Thaur aus ist die Ruine in einer halbstündigen Wanderung zu erreichen. Der fantastische Ausblick vom Burghügel über das Inntal lohnt den Aufstieg allemal. Im Sommer dient das Schloss Thaur auch als stimmungsvolle Kulisse für die Theateraufführungen des örtlichen Theatervereins.
Eng verknüpft mit Schloss Thaur ist die Legende vom Heiligen Romedius, der hier als Sohn des Burggrafen geboren worden sein soll. Er lebte und wirkte als wundertätiger Eremit im Nonstal im heutigen Trentino. In der Schlosskapelle von Thaur ist ihm der Hauptaltar geweiht.
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