Wie ungewöhnlich – thronen doch die meisten Burgen normalerweise auf einer abgelegenen Bergspitze. Die Türme mit den Schießscharten und die Zinnen versprühen dennoch etwas Wehrhaftes. Hinter den winzigen Fenstern flackern Geheimnisse einer dunklen Vergangenheit auf und tauchen das alte Gebäude in ein mystisches Licht. Das alte Herz der Burg wurde Ende des 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut. Dazu zählt auch der eindrucksvolle Bergfried. In der Folgezeit wurde die Anlage weiter ausgestaltet und erhielt ein mächtigeres Äußeres, das der Abschreckung der Feinde sicher dienlich war. Dazu zählt etwa die Ringmauer mit dem Wehrgang.
Die Jahre zogen ins Land und aus der Burg wurde im Laufe des 16. Jahrhunderts ein Schloss. Die vier kleineren Rundtürme und eindrucksvolle Renaissance-Fresken markieren die Änderungen, die in dieser Phase vorgenommen wurden.
Schloss Maretsch
Anfang der 1920er Jahren fand das Bozener Staatsarchiv im seinerzeit leerstehenden Schloss ein Zuhause mit Geschichte, ehe sich der Zahn der Zeit endgültig durchgenagt hatte und das Schloss in den 1970er Jahren für baufällig erklärt wurde. Das Archiv verschwand, und es dauerte einige Zeit, bis wieder neues Leben in die alten Mauern einzog. In den 1980er Jahren begann man, das Schloss behutsam zu renovieren. Es gab aber keinen Schlossherren mehr, der hier seinen Sitz einrichtete – das Gemäuer blieb unbewohnt. Heutzutage dient das Schloss als Zentrum für Veranstaltungen (Kongresse, Hochzeiten, Firmenfeiern), wird aber auf Anfrage auch für Besucher geöffnet.
Ein besonderes Innenleben
Der Römersaal mit seiner aufwändig bemalten Holzdecke und den Wandfresken, die in der Grisailletechnik entstanden sind, bietet ein nobles Ambiente aus dem 16. Jahrhundert. Der Philosophengang mit seinen eigenwilligen Zeichnungen wirft geheimnisvolle Fragen auf. Sie können hier etwa eine Wandmalerei des Reformators Johannes Calvin sehen – bloß wurde diesem ein Pseudonym verliehen, da man die Katholische Kirche nicht gegen sich aufbringen wollte. In der Loggia des Schlosses können Sie auf einer Wandmalerei das Liebespaar Pyramus und Thisbe erkennen, das einst William Shakespeare zu einer der tragischsten Liebesgeschichten der Weltliteratur inspiriert haben soll. Auch finden Sie hier eines der äußerst mysteriösen Sator-Quadrate, in dem lateinische Worte in Form eines Palindroms so angeordnet wurden, dass sie, egal ob sie vorwärts, rückwärts, horizontal oder vertikal gelesen werden, immer dieselben Ausdrücke wiedergeben. Die Bedeutung des Textes ist bis heute ungeklärt, die ältesten Quadrate fand man auf einer Säule in der antiken Stadt Pompeji.
Abseits aber alles andere als abgelegen
Vom Bozener Stadtzentrum aus ist das Schloss innerhalb kurzer Zeit zu Fuß über die Claudia de‘ Medici-Straße erreichbar. Besichtigungen sind nur nach Voranmeldung und im Zuge einer Führung möglich. Wenn es Sie reizt, die alten, historischen Mauern von Innen zu betrachten, können Sie sich an die Stiftung Bozner Schlösser wenden.
Die bereist erwähnte Promenade entlang des Flusses, der Talfer, dient heute als Erholungszone – Liegewiesen, Sportanlagen und die alte Holzbrücke sind ihre Charakteristiken, die sie zu einem lohnenswerten Ziel machen. Den Blick auf die umliegenden Berge richten und sich vom meditativen Rauschen des Wassers in eine Traumwelt bringen lassen – das ist doch mal ein guter Plan, um Erholung zu finden.
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