500 bis 600 Jahre können die Edelkastanienbäume alt werden, vereinzelt sogar an die 1000 Jahre und bis zu 35 m hoch. Die stacheligen Früchte sind im Herbst endlich reif und bereit für den genussvollen Verzehr.
Kastanien, Maroni oder „Keschtn“, wie man in Südtirol sagt, waren seit jeher wesentlicher Bestandteil der bäuerlichen Kost. Neue ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen den Wert der Kastanien: Reich an Stärke, aber auch an Nährstoffen und Vitaminen, beeinflussen sie u.a. den Serotonin-Spiegel (das sogenannte „Glückshormon“) im Körper positiv. Zudem sind Kastanien glutenfrei und somit auch für Allergiker bestens geeignet.
Die traditionell einfachste und verbreitetste Art der Zubereitung der Kastanien ist das Rösten am offenen Feuer oder am Herd. Wichtig ist dabei, die Schale an der gewölbten Seite mit einem scharfen Messer quer oder kreuzweise einzukerben, damit die Kastanien nicht explodieren! Geröstet sind die Keschtn unverzichtbarer Bestandteil beim Törggelen, dieser typischen Südtiroler Tradition der geselligen Verkostung von Most oder jungem Wein zusammen mit einer guten Jause aus Speck, Kaminwurzen, Brot und eben Kastanien.
Kastanien können aber auch gekocht werden: Dazu gibt man sie ungeritzt für etwa eine Stunde ins kochende Wasser; anschließend kann man sie in der Mitte teilen und das Fruchtfleisch heraus löffeln.
Kastanienmehl war früher weit verbreitet als Zutat für Backwaren; heute verwendet man doch meist andere Mehlsorten, auch weil das Kastanienmehl einen etwas dumpfen Geschmack hat. Allerdings wird die Kastanie nach wie vor und auch in der Gourmet-Küche sehr vielfältig eingesetzt. Überaus beliebt ist natürlich der Maronireis als süße Nachspeise mit Sahne/Schlagobers oder Eis, auch für Torten und Kuchen sowie Parfaits eignen sich die Kastanien hervorragend. Doch nicht nur Süßes lässt sich aus Kastanien zubereiten, auch Suppen, Nudeln oder Eintöpfe kann man daraus zaubern, außerdem sind sie eine wunderbare Beilage zu Fleisch- und Wildgerichten und köstliche Fülle für Schlutzkrapfen oder Rouladen.
Die kulinarische Seite ist aber nur ein Aspekt, denn die Kastanienbäume haben noch viel mehr zu bieten als ihre Früchte: Das Holz ist von hoher Qualität und äußerst widerstandstandsfähig gegen Feuchtigkeit; es wird für Möbel, Türen, Fensterrahmen, Zäune und Fässer verwendet. Aus den Blättern wiederum lässt sich Tee brauen, der wegen des hohen Gehaltes an Gerbstoffen schleimlösend und auswurffördernd wirkt und so bei Atemwegserkrankungen, Keuchhusten und Bronchitis hilft.
In Südtirol steht die Kastanie naturgemäß im Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen und Events: Berühmt sind etwa die „Keschtnriggl“ genannten Kastanientage in Völlan, Tisens und Prissian im Oktober; oder die Kastanienwochen im Eisacktal von Mitte Oktober bis Anfang November mit geführten Wanderungen, Konzerten, Kabarett und vielen kulinarischen Schmankerln. Auch in Kaltern werden von September bis November beim Bauernmarkt am Marktplatz Kastanien gebraten und verkauft.