Die Donaumonarchie war ein Vielvölkerreich und damit auch ein Schmelztiegel, in dem die unterschiedlichsten Kochtraditionen und –kulturen aufeinander trafen und sich gegebenenfalls sehr kreativ vermischten. Auch Tirol hat – noch dazu als klassisches Transitland – in seiner Küche Anregungen aus allen Richtungen immer gerne aufgenommen und zu eigenen Kreationen weiter entwickelt. So stammen die in Tirol und Südtirol so beliebten Strudel ursprünglich aus Kroatien, die Knödel wiederum aus dem süddeutschen Raum. Bei den Mehlspeisen ist freilich der böhmische Einfluss unleugbar dominant.
Kiachln – eine Tiroler Spezialität
In seiner sozialen Struktur war Tirol von der Landwirtschaft einerseits und vom Bergbau andererseits geprägt. Das bedeutet, dass die Tiroler Küche traditionell eine der hart arbeitenden Menschen ist, deshalb sind auch die typischen Gerichte hier meist eher deftig und kräftig. Die Kiachln sind ein wunderbares Beispiel dafür. Im Prinzip handelt es sich beim Kiachl um ein Stück Germteig, das im heißen Fett herausgebacken wird. Darin ist es den böhmischen Liwanzen bzw. Dalken, aber auch den Krapfen sehr ähnlich. Charakteristisch für die Kiachln ist die Vertiefung in der Mitte, die durch vorheriges Ziehen des Teiges entsteht. Diese Vertiefung wird nach dem Backen mit Preiselbeermarmelade oder aber mit Sauerkraut gefüllt, denn Kiachln gibt es in vielerlei Varianten: süß, und auch pikant.
Ursprünglich waren die Kiachln ein Festtagsgericht, das nur bei besonderen Anlässen serviert wurde. Heute ist man da, wie in so vielen Dingen, großzügiger, und die Kiachln begegnen einem das ganze Jahr, auf Kirtagen und Adventmärkten ebenso wie in feinen Restaurants. Kiachln stehen bei den Tirolern ganz oben auf der Beliebtheitsskala.
Warum nicht selbst probieren?
Die Zubereitung ist im Prinzip einfach, verlangt aber doch – wie meist bei Germteiggerichten – einige Übung und Erfahrung, damit die Kiachln auch wirklich optimal gelingen. Für das Grundrezept benötigt man ½ kg Mehl, 2 dag Germ, 30 g Zucker (nur für die süßen Kiachln), ¼ l Milch, 2 Dotter, 2 EL Rum und eine Prise Salz. Je nach Geschmack kann man noch weitere Gewürze, wie etwa Anis, hinzufügen. Daraus bereitet man den Germteig, den man etwa 30 Minuten auf doppelte Höhe aufgehen lässt. Dann sticht man mit dem Löffel Kugeln ab, die man nochmals zugedeckt gehen lässt. Anschließend zieht man die Kiachln mit der Hand so aus, dass sie einen Wulst am Rand und die Vertiefung in der Mitte bekommen. Mit der oberen Seite zuerst gibt man sie in das heiße Fett und backt sie darin schwimmend heraus. Dann umdrehen und goldbraun fertig backen. Gefüllt mit Preiselbeeren und mit Zimt und Zucker bestäubt sind die Kiachln einfach unwiderstehlich.
Ein Tipp von der Landwirtin Gretl, die mit Ihrer Familie einen Hof in Tirol bewirtschaftet.
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