Die Entstehung der Erdpyramiden am Ritten, dem Hausberg von Bozen, verdankt sich dem Zusammenspiel von mehreren Faktoren. Einer ist die besondere Beschaffenheit des Bodens, denn es handelt sich hier um späteiszeitlichen Moränenlehm, also um Ablagerungen des großen Eisacktaler Gletschers und diverser lokaler Nebengletscher aus der letzten Eiszeit. Dieser Moränenlehm ist in trockenem Zustand steinhart, in Verbindung mit Wasser wird er aber zu lehmigem Brei.
Die Erdpyramiden am Ritten
Nachdem durch Hangrutschungen und Erosion die schützenden Boden- und Pflanzendecke abhanden gekommen ist, wird der Moränenlehm bei Regen schnell weich, und der zähflüssige Brei kommt hangabwärts ins Rutschen und Fließen. Dort, wo sich allerdings größere Gesteinsbrocken in diesem Lehm befinden, bleibt das darunter liegende Material trocken und fest. Im Wechselspiel von Regen und Trockenzeiten werden die Steilhänge so immer mehr zerfurcht und ein Gewirr an Kegeln und Pyramiden wächst mit der Zeit scheinbar aus dem Boden heraus.
Wie Säulen, spitze Zähne oder verkehrte Eiszapfen ragen diese bizarren Gebilde empor, manche bis zu 30 m hoch. Ähnliche Erdpyramiden gibt es auch bei Percha im Pustertal, in Steinegg, in Tirol, Italien, Bulgarien, der Schweiz und Italien. Die Erdpyramiden am Ritten sind jedoch die höchsten und formenreichsten in Europa, und nicht von ungefähr sind sie zum Wahrzeichen der Gemeinde Ritten geworden.
Faszinierende Schönheit in stetem Wandel
Wie lange es zur Bildung solch einer Erdpyramide braucht, und wie alt sie werden kann, ist nur schwer zu sagen. Zu viele verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle. Sicher ist jedoch, dass das Ende einer Erdpyramide gekommen ist, sobald sich der schützende Deckstein von ihrer Spitze löst und herunter fällt. Dann ist sie unwiderruflich dem Untergang geweiht, denn nun hemmt nichts mehr die zerstörerische Kraft des Wassers.
Diese Vergänglichkeit macht aber auch den großen Reiz der Erdpyramiden aus, denn so verwandeln sie sich ständig und bieten dem Besucher jedes Mal ein neues Bild. Auch die Farbe ändert sich je nach Tageszeit und Lichteinfall, so dass man stets neue Eindrücke gewinnt.
Erdpyramiden finden sich am Ritten im Finsterbachgraben zwischen Lengmoos und Mittelberg, im Katzenbachgraben bei Oberbozen, im Gasterergraben in Unterinn und in der schwer zugänglichen Gasserlahn bei Oberinn. Erreichbar sind sie z.B. in einem gemütlichen Ausflug mit der Rittner Bahn und über den Wanderweg 24. Auch Lama-Trekkingtouren zu den Erdpyramiden werden angeboten.
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