Schon im Wappen der Gemeinde Kastelbell-Tschars sehen wir ein Mühlrad. Es war dies auch das Familienwappen der Grafen Hendl, die von 1531 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Eigentümer von Schloss Kastelbell waren. Das Wappen stammt noch aus dem 14. Jahrhundert, als Sigmund Hendl dem auf der Flucht befindlichen Tiroler Herzog Friedrich mit der leeren Tasche in einer seiner Mühlen Zuflucht gewährte. Zum Dank dafür wurde ihm das Wappen verliehen, das ein rotes Mühlrad auf silbernem Grund zeigt.
Kastelbeller Mühlen
Die alten Mühlen in Kastelbell werden mit Wasserkraft angetrieben: Über eine Schussrinne wird das Wasser aus dem Bach auf die Schaufeln des Mühlrades geleitet und dieses so in Bewegung gesetzt. Die Achse des Mühlrades ist der sogenannte Wellbaum, der die Kraft auf das Komprad überträgt, das wiederum den senkrechten Spindelstock antreibt. Der obere der beiden Mühlsteine ist mit dem Spindelstock verbunden und beginnt sich nun ebenfalls zu drehen.
Über den Goss rinnt das Getreide zwischen die beiden Mühlsteine, und wird dort zermahlen. Über eine zusätzliche Vorrichtung an der Steinbank können Spindelbaum und oberer Mühlstein angehoben oder abgesenkt werden. Dadurch verändert sich der Abstand zwischen den Mühlsteinen, so dass unterschiedlich fein gemahlen werden kann.
Der lange Weg zum guten Mehl
Für gutes Mehl wurden früher sieben bis acht Mahlgänge mit immer feinerer Einstellung durchgeführt. Wird das Mehl gleich zu fein gemahlen, entsteht durch die starke Reibung zu viel Hitze: das Mehl verbrennt und wird braun. Auch, wenn sich der Mühlstein zu schnell dreht, kann das Mehl verbrennen. Um hochwertiges Mehl zu mahlen, braucht es also viel Geduld und Erfahrung.
In Kastelbell-Tschars kann man das alles noch „live“ erleben. Die Moarmühle in Galsaun, die Plattermühle in Tschars und die Baumandlmühle in Kastelbell stehen für Besichtigungen und Vorführungen offen. Wenn sich die alten Mühlräder wieder in Bewegung setzen und Getreide zwischen den Mühlsteinen gemahlen wird, ist das ein faszinierendes Erlebnis für die ganze Familie.
Ansonsten haben die historischen Mühlen natürlich längst ihre Funktion verloren. Hochwertiges Mehl wird allerdings in Südtirol nach wie vor produziert, und im Prinzip hat sich an der Herstellung nicht viel geändert. Nur das typische Mühlrad wurde durch moderne und zumeist vollautomatische Produktionsanlagen ersetzt, an die auch gleich Misch- und Verpackungsanlagen angeschlossen sind. Neben den verschiedensten konventionellen und biologischen Mehlsorten werden auch Frühstückscerealien und Müeslimischungen hergestellt.
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