Das Schnalstal ist eines der traditionsreichsten Urlaubsgebiete in Südtirol. In geringer Entfernung gelangt man hier von den Apfel- un d Weingärten des Vinschgaus bis hinauf in hochalpine Gletscherregionen. In Kurzras, am Talende, befindet sich eine der größten und ältesten Seilbahnanlagen der Alpen, die Schnalstaler Gletscherbahnen, die bis in eine Seehöhe von 3.212 m führen. Hier oben, in der Nähe des fast ganzjährig geöffneten Skigebietes, wurde im Jahr 1991 auch der legendäre „Ötzi“, die Gletschermumie aus der Jungsteinzeit, gefunden.
Karthaus - ein Ort, der auf einem Kloster steht
Weiter unten im Tal wurde im Jahr 1326 das Kartäuserkloster Allerengelberg gegründet. Gestiftet wurde es vom damaligen Tiroler Landesfürsten Heinrich VI., der kurzzeitig auch König von Böhmen war. Als Ort wurde eine Hangstufe auf der rechten Talseite hinter Katharinaberg gewählt, wo das Kloster schließlich 1332 eröffnet wurde. Allerengelberg war mit umfangreichen Patronatsrechten ausgestattet und entwickelte sich bald zu einem Zentrum der Katäuser in Tirol.
Im Zuge der Josephinischen Reform, die alle Klöster aufhob, welche sich nicht der Krankenpflege, der Seelsorge oder dem Unterricht widmeten, wurde 1782 allerdings auch Allerengelberg säkularisiert. Die Mönche mussten das Kloster verlassen, die Anlage wurde zum Kauf angeboten und zu guter Letzt klein parzelliert von im Tal ansässigen Bauern und Händlern erworben. Diese rissen die Gebäude nicht ab, sondern nutzten sie für ihre Zwecke. So entstand in der ehemaligen Klosteranlage ein einzigartiges Dorf.
Säkularisierung und Verkauf
Für den heutigen Besucher ist nicht sofort ersichtlich, welchen Ursprung das Dorf Karthaus hat. Auf einer Schautafel am Hauptplatz bei der Kirche St. Anna wird die Geschichte des Dorfes erläutert. Der Hauptplatz war dereinst der Klosterhof, der vom Priorhaus, der Annakirche, der Bibliothek, dem Pförtnerhaus, Wirtschaftsgebäuden und der Klosterkirche St. Michael umgeben war. Letztere ist im Zuge der Säkularisierung in einen Stadel und Stall umgewandelt worden. Der Kreuzgang und die ehemaligen Zellenhäuser sind noch ansatzweise erkennbar, teilweise gut erhalten ist die Ringmauer mit Wehrtürmen und Schießscharten. Im Gebäude der Klosterküche sind einige eingemauerte Reliefs und Skulpturen zu erkennen.
1924 wurde Karthaus durch einen Brand fast völlig zerstört, aber rasch wieder aufgebaut. Dank der Restaurierung durch das Denkmalamt und der umfangreichen Dorfsanierung in den 1970er-Jahren ist der Gesamteindruck des „Dorfes im Kloster“ aber auch heute noch beeindruckend.
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