Vor allem nach Silber wurde geschürft, aber auch andere Erze wie Zink und Blei waren von Bedeutung. Ein Handelsprivileg und die günstige Lage an der Brenner-Route machten Sterzing zum idealen Umschlagplatz, und viele Handelsleute und Unternehmer siedelten sich in der Stadt an und betrieben von hier aus ihre Geschäfte. Auch die Fugger, die reichen Kaufleute aus Augsburg, kamen und investierten. Vom Bergbau profitierten außerdem das Handwerk und das Fuhrmannswesen, eine wahrlich „goldene“ Zeit war angebrochen. Der Wohlstand zeigte sich u.a. in etlichen Bauwerken, die nun entstanden: sowohl private Bauten, wie prächtige Bürgerhäuser und Ansitze, als auch öffentliche, wie der Stadtturm, die Pfarrkirche und auch das Rathaus.
Das Rathaus war natürlich der wichtigste Repräsentationsbau des aufstrebenden und selbstbewussten Bürgertums der Stadt. Mitte des 15. Jahrhunderts beschloss man den Neubau, und 1468 wurde das Haus von Bürgermeister und Stadtrat erworben. In den folgenden fünf Jahren führte man umfangreiche Umbauarbeiten nach Plänen von Jörg Kölderer, dem Hofbaumeister Kaiser Maximilians I., durch. Die Innenräume wurden im Stil der Spätgotik gestaltet, auch der prächtige Ratssaal entstand. Gänzlich mit Holz getäfelt und mit einer überaus kunstvoll gefertigten Balkendecke gilt der Ratssaal als einer der schönsten in ganz Tirol. Bis heute werden hier die Sitzungen des Stadtrates abgehalten. Der markante Erker zur Straße hin wurde einige Jahre später angefügt und war 1524 vollendet. Über den Hof ist das Rathaus auch mit dem Bürgersaal verbunden, einem Theatersaal, der nach dem bedeutenden Sterzinger Renaissance-Dichter, Vigil Raber, benannt ist.
Im Innenhof des Rathauses findet der Besucher außerdem eines der bedeutendsten Relikte aus der Römerzeit, den sogenannten Mithrasstein. Dabei handelt es sich um ein Dokument des Mithraskultes, eines im 1. Jahrhundert nach Christus im Römischen Reich v.a. unter den Soldaten weit verbreiteten Kult um den Persischen Lichtgott Mithras. Das Relief, das 1589 in einer Höhle bei Mauls gefunden wurde, zeigt die Opferung eines Stieres. Der Stein im Innenhof ist selbstverständlich nur eine Kopie, das Original befindet sich im Archäologiemuseum in Bozen.
Noch ein weiteres Relikt aus der Römerzeit befindet sich im Hof, ein Meilenstein aus der Zeit um 200 n. Chr., als Kaiser Septimus Severus die Römerstraße ausbauen ließ. Dieser Stein wurde erst 1979 bei Umbauarbeiten in der Schwalbeneggasse gefunden.
Der Ratssaal im Rathaus kann auf Anfrage bzw. im Rahmen von Stadtführungen besichtigt werden. Die Römerfunde im Innenhof sind Mo – Fr von 8 bis 18 Uhr zugänglich.