Baden war noch vor nicht allzu langer Zeit ein Luxus, den man sich nicht alle Tage leisten konnte. Weder in der Stadt noch am Land hatten die Wohnungen Badezimmer, ganz zu schweigen von fließendem Wasser. Für die hygienischen Bedürfnisse gab es Badehäuser, die man von Zeit zu Zeit aufsuchte, um den Körper einer gründlicheren Reinigung zu unterziehen
Volderwildbad
Am Land gab es die sogenannten Bauernbadln, die meist auch über eine Heilquelle verfügten. Auch in Volders, 15 km östlich von Innsbruck, gab es einst so ein Bauernbadl. Die Heilkräfte der Quelle in Volders waren spätestens seit dem ausgehenden Mittelalter bekannt und wurden v.a. gegen Rheumatismen, Hautausschläge und Nervenleiden empfohlen.
Seine Blütezeit erlebte das Kurbad aber im Barock, als der Arzt und Universalgelehrte Hippolyt Guarinoni (1571 – 1654) die Quelle untersuchte und verschiedene Metalle und Mineralstoffe (u.a. Eisen, Salpeter, Vitriol, Schwefel und Alaun) im Wasser nachweisen konnte. Guarinoni stammte aus Trient und war seit 1601 in Hall in Tirol als Stadtphysikus tätig, später wurde er auch Leibarzt der Erzherzoginnen Eleonore und Maria Christina im Haller Damenstift. Er hatte für seine Zeit überaus moderne Ansichten, insbesondere setzte er auf hygienische Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und Seuchen, aber auch auf körperliche Ertüchtigung, Bewegung und gesunde Ernährung.
Ein barocker Universalgelehrter
Guarinoni war aber als echter Barockgelehrter auch künstlerisch tätig, ganz besonders widmete er sich der Architektur. So wurde etwa die prächtige Karlskirche in Volders nach seinen Plänen errichtet. Auch für das Volderwildbad entwarf er eine bemerkenswerte Kapelle, die den Heiligen Kosmas und Damian geweiht ist. Diese gelten als Fürsprecher der Kranken, Ärzte und Apotheker und sollen der Legende nach in einer Operation einem schlafenden Patienten ein „zerfressenes“ Bein amputiert und durch das eines verstorbenen Mohren ersetzt haben. Sehenswert ist der barocke Flügelaltar im Inneren der Kapelle, der im zentralen Bild die beiden Kirchenpatrone zeigt.
Außer der Kapelle sind vom einstigen Volderwildbad, das bis 1968 in Betrieb war, noch einige weitere Gebäude erhalten, so z.B. das Heizhaus. Das ehemalige Badehaus mit der schönen Holzveranda ist nun ein Gasthaus.
Wie gefällt Ihnen der Inhalt dieser Seite?
Bitte geben Sie uns Feedback!
Empfohlene Unterkünfte
Monats
Urlaubsangebote
Tipps