In vergangenen Zeiten waren sie ein wichtiger Umschlagplatz für die bäuerlichen Erzeugnisse und gleichzeitig – insbesondere vor dem Winter – eine Gelegenheit, sich mit (über)lebensnotwendigen Waren einzudecken. Dazu kam die soziale Komponente, der Austausch von Neuigkeiten aus der Umgebung und von Nachrichten aus fernen Ländern. Heute kommen die Nachrichten freilich über die Medien und übers Internet, und auch das Warenangebot hat sich geändert. V.a. bäuerliche Spezialitäten, Schmankerln und Handwerkskunst werden feilgeboten. Nach wie vor intakt ist der gesellschaftliche Aspekt des Marktes, das Sehen-und-Gesehen-werden, die Pflege von Kontakten und das gesellige Beisammensein.
In Südtirol, wo Tradition und Brauchtum besonders wert geschätzt werden, sind deshalb Märkte auch heute noch ein großes Ereignis. Sankt Kathrein ist ein alter Los- und Feiertag im Bauernkalender. Katharina von Alexandria ist eine vermutlich nur legendäre Gestalt, die aber nichts desto trotz ab dem Mittelalter große Popularität und Verehrung erfuhr. Am Kathrein-Tag, dem 25. November, endete früher traditionell die Zeit des Viehs auf der freien Weide, die Schafschur begann, und Mägde und Knechte bekamen ihren Lohn ausbezahlt; etliche Bauernregeln ranken sich um diesen Lostag. Im alpenländischen Raum begann mit Kathrein auch die Adventzeit, in der nicht mehr getanzt werden durfte. „Kathrein stellt’s Tanzen ein“, hieß es deshalb.
In Mühlen im schönen Tauferer Tal hat man diese alte Tradition seit einigen Jahren wieder aufgegriffen und den Bauernmarkt neu aufleben lassen. Als eine Art „kleiner Bruder“ des berühmten Stegener Marktes bei Bruneck begeistert er v.a. alle Liebhaber echter Bauernmärkte und unverfälschter Kultur.
Der Markt beginnt mit der „Kothreine Kirchn“, der heiligen Messe um 9 Uhr am Morgen. Danach wird – wie in alten Zeiten – öffentlich die Marktordnung verlesen, damit auch alle Händler und Standler wissen, wie hier die Spielregeln lauten. Zu sehen und zu kaufen gibt es Bauernhandwerk und allerlei Spezialitäten vom Bauernhof. Dazu gibt es vielerlei Köstlichkeiten von Krapfen und Tirtlan über Knödel und Suppen bis zum jungen Südtiroler Wein. Uns natürlich darf auch die Südtiroler Herbstspetialität schlechthin nicht fehlen: die Kastanie! Nach Herzenslust kann man hier flanieren, schauen, kaufen und genießen.
Am Abend lässt man den Markttag dann bei einem der Gastwirte in Mühlen ausklingen. Mit Musik, Tanz und vielen feinen Schmankerln aus der Küche geht so ein schöner Tag in geselliger Runde zu Ende.