Tiroler Blasmusik
„Böse Menschen haben keine Lieder“, sagt das Sprichwort. Kein Wunder also, dass im „Heiligen Land“ Tirol die Musik eine ganz besondere Tradition hat.
Musikkapelle Kurtinig an der Weinstrasse - Foto: Udo Giacomozzi
Gruppenbild Musikkapelle Reischach - (c) MK Reischach
Musikkapelle Imst Frohnleichnam 2012 - Foto: Thomas Böhm
Gruppenfoto der Musikkapelle Mühlen in Taufers - (c) MK Mühlen in Taufers
Musikkapelle Huben in Osttirol 2012. Obmann: Unterlercher Adolf, Kapellmeister: Warscher Sebastian, Kontakt: www.mk-huben.at - Foto: Lindsberger Silvester
Musikkapelle Ainet beim Frühjahrskonzert 2012 im Gemeindesaal - Foto: Putzhuber Productions
Die Original Tiroler Kaiserjägermusik mit Militärkapellmeister Hannes Apfolterer - Foto: Reinhard Wieser
Die Musikkapelle Partschins ist eine der ältesten Kapellen in Südtirol. Sie wurde im Jahre 1818 das erste mal urkundlich erwähnt und zählt heute an die 60 aktiven Mitglieder. - Foto: MK Partschins
Die Algunder Musikkapelle unter der Leitung von Christian Laimer gehört zu den bekanntesten Musikkapellen Südtirols und feiert in diesem Jahr ihr 175-jähriges Bestehen - Foto: Christian Gufler
Blasmusikkapelle - Kurverwaltung Meran - CC BY-SA 2.0
Diese Tradition wird auch nach wie vor liebevoll gepflegt. Jedes Dorf in Südtirol und Tirol, das etwas auf sich hält, hat seine eigene Musikkapelle, und das gemeinsame Musizieren ist ein ganz wesentlicher Bestandteil der sozialen Struktur. Die Kapellen spielen bei allen festlichen Anlässen, Kirchtagen, Markttagen und Umzügen auf. Sie erfüllen viele wichtige Aufgaben, die teils weit über die Musik hinausgehen. In ihren jeweils ganz typischen Trachten sind sie gemeinschafts- und identitätsstiftend.
Die Musikkapellen repräsentieren den Ort auch nach außen. Durch gegenseitige Einladungen zu Konzerten und Musikfesten spielen die Kapellen natürlich auch oft außerhalb der eigenen Ortsgrenzen und sogar im Ausland. So werden die Südtiroler und Tiroler Blasmusikkapellen zu Botschaftern der Tiroler Lebensart und Kultur.
Ihren Ursprung haben die Musikkapellen meist in den Pfarrmusiken. Ab dem 18. Jahrhundert entstehen daraus zivile, „weltliche“ Laien-Kapellen, oft „Türkische Musiken“ genannt, die sich vereinsmäßig organisieren. Sie bleiben aber in enger Verbindung mir der Kirche, spielen bei Prozessionen, Messen und Hochämtern. In seltenen Fällen steht die Gründung der Musikkapellen auch in Zusammenhang mit den Schützenkompanien.
Um 1870 wurde die Verbindung der Musikkapellen zur Kirche allerdings durch die Reformbewegung des Cäcilianismus erheblich eingeschränkt. Die Kapellen durften nur mehr bei Prozessionen aufspielen, und nicht mehr beim Gottesdienst. Sie waren daher gezwungen sich nach neuen Aufgaben und Auftrittsmöglichkeiten umzusehen, und fanden diese bei Platzkonzerten, Festen, Umzügen und Tanzveranstaltungen. Das Repertoire der Kapellen dürfte sich hauptsächlich aus Märschen, Walzern und Polkas – also der damaligen Unterhaltungsmusik –, sowie aus Opern- und Operettenbearbeitungen und Potpourris zusammengesetzt haben, aber auch Originalkompositionen entstanden bereits.
Heute ist die Bandbreite noch viel größer. Neben dem klassischen böhmischen und mährischen Repertoire haben auch Jazz, Pop, Latin, Schlager und Musical Einzug gehalten. Mit Begeisterung wird immer wieder Neues probiert, um die Programme zu bereichern.
Gelebte Tradition
Allein dem Tiroler Blasmusikverband gehören 303 Kapellen an. Über 15.650 Mitglieder sind in diesen Kapellen aktiv tätig. Im Verband Südtiroler Musikkapellen sind zurzeit 211 Musikkapellen mit rund 9.350 Musikantinnen und Musikanten organisiert. Die Verbände haben das Ziel, die Blasmusik auf hohem Niveau weiter zu pflegen und zu verbreiten, und sie kümmern sich um eine fundierte Aus- und Weiterbildung der Musikanten. Außerdem organisieren die Verbände eine Reihe von Veranstaltungen wie die Landes- und Bezirksmusikfeste, Konzerte und Wettbewerbe.
Dass die Musiktradition höchst lebendig ist, zeigt schon die Tatsache, dass mehr als ein Viertel der Mitglieder jünger als 20 Jahre ist, rund ein weiteres Viertel zwischen 20 und 30. Die Zukunft der Blasmusik ist also gesichert.
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