Die Ursprünge dieses Brauches liegen weit in vorchristlicher Zeit, als kultische Zeremonien sich nach dem Lauf der Sonne richteten. Die Sonne war besonders unter den extremen Lebensbedingungen im Alpenraum für Wachstum und Gedeihen von Natur und Mensch entscheidend; besonders wichtig im Lebensrhythmus waren die Tage Sonnenwende, die u.a. durch das Entzünden großer Feuer gefeiert wurden. Später „adaptierte“ das Christentum diese heidnischen Bräuche, aus dem Fest der Wintersonnenwende wurde z.B. Weihnachten. Die Sommersonnwendfeuer wiederum wurden, da sie nach dem Julianischen Kalender auf das Fest Johannes des Täufers fielen, zu „Johannisfeuern“.
Herz Jesu Feuer in Tirol
Im Jahr 1796 besiegte Napoleon in Norditalien die Armeen der Habsburger und drang danach bis ins steirische Leoben vor. Tirol brauchte zwar Dank eines von Kaiser Maximilian I. verliehenen Privilegs keine Truppen für die Habsburger Armee stellen und auch keine finanzielle Unterstützung leisten, musste dafür aber selbst für die Verteidigung seiner Grenzen sorgen. Die Tiroler Landstände traf die Bedrohung durch Napoleon recht unvorbereitet, und so gelobten sie bei einem Treffen in Bozen, das Land dem „Heiligsten Herzen Jesu“ anzuvertrauen, um so göttlichen Beistand zu erhalten und die Verteidigungsbereitschaft der Bevölkerung zu heben. Dieses Gelöbnis sollte jedes Jahr zum Herz-Jesu-Fest (dem zweiten Freitag nach Fronleichnam) erneuert werden.
Auch Andreas Hofer wiederholte dieses Gelöbnis 1809 vor der Schlacht am Berg Isel, und nach dem überraschenden Sieg über die Franzosen und Bayern wurde der Herz-Jesu-Sonntag zum Tiroler Feiertag. Die Herz-Jesu-Feuer traten immer mehr an Stelle der traditionellen Sonnwend- und Johannisfeuer. Sie werden oft in Form von den mit Christus assoziierten Symbolen „IHS“, „INRI“, Kreuz oder Herz abgebrannt. Entfacht werden sie am Samstag oder Sonntag, da das Herz-Jesu-Fest in Tirol erst am Sonntag nach dem eigentlichen Festtag gefeiert wird.
Zusätzliche Symbolkraft erhielten die Herz-Jesu-Feuer in Südtirol im Zuge der Autonomiebewegung. Während des Faschismus waren sie überhaupt streng verboten, und 1961 sprengten Aktivisten des BAS am Herz-Jesu-Festtag in der sogenannten Feuernacht 37 Strommasten in Südtirol.
Heute, im vereinten Europa, ist von dieser Sprengkraft nur mehr wenig zu spüren. Die Herz-Jesu-Feuer sind v.a. schönes und lebendiges Brauchtum, und keine Kosten und Mühen werden gescheut, um noch am höchsten Gipfeln helle Feuer zu entflammen. Stimmungsvoll lodern die Flammen und erleuchten den nächtlichen Himmel.
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