Die Arbeit der Hirten auf den Almen weitab von den Siedlungen war ja eher eintönig, so dass sie sich anderweitig die Zeit zu vertreiben suchten. Das Schnitzen auf Holzstücken und Wurzeln war da willkommene Abwechslung, und so entstanden während der Sommermonate teils überaus kunstvolle Schnitzarbeiten. Diese brachten die Hirten im Herbst mit dem Vieh in die Dörfer hinunter, wo man die dekorativen Kunstwerke sehr schätzte. So wurde denn bald auch in den Wintermonaten geschnitzt. Viele Höfe hatten eine „Machkammer“, eine Art Werkstatt, wo Haushaltsgeräte, Stiele für Äxte und Werkzeug, ja sogar Pflüge und andere nötige Dinge hergestellt wurden. In den „Machkammern“ wurde natürlich auch geschnitzt; einige hatten sogar eine Drehbank, so dass auch aufwändigere Arbeiten möglich waren.
Holzmasken aus dem Ahrntal
Mit dem Ende des Bergbaus im Ahrntal – 1893 wurde das Bergwerk in Prettau geschlossen – und dem gleichzeitigen Aufkommen des Tourismus begann das gewerbliche Schnitzhandwerk. Immer mehr Bauern entdeckten das Schnitzen als interessanten Nebenerwerb. 1973 wurde in St. Jakob im Ahrntal eine Schnitzschule gegründet, die sich der Pflege dieses Handwerks und seiner fachkundigen Lehre widmet. Aus ihr sind im Laufe der Jahre zahlreiche Schnitzer, Kunsttischler, Restauratoren, Bildhauer und Künstler hervorgegangen. Seit 1999 hat die Schnitzschule ihren Sitz in Bruneck.
Eng verbunden ist das Maskenschnitzen mit der Tradition des Theaterspiels im Ahrntal. Bei den sogenannten Nikolaus- oder Stubenspielen zogen die Schauspieltruppen an den langen Winterabenden von Haus zu Haus und trugen ihre Reime und später auch ganze Stücke vor. Die Darsteller waren allesamt Männer, so dass zur Darstellung der verschiedenen Rollen – wie im antiken griechischen Theater – Masken zum Einsatz kamen. Diese Schauspieltradition ist bis heute lebendig, obwohl es inzwischen auch einen Theatersaal gibt, in dem die „Volksbühne Prettau“ regelmäßig mit verschiedensten Stücken vom Lustspiel bis zum Drama auftritt und das Publikum begeistert. Bedarf an Masken gab und gibt es natürlich auch bei den Krampus- und Perchtenläufen und bei den Faschingsumzügen.
…zum professionellen Kunsthandwerk
Neben den Masken mit ihren furchterregenden Fratzen ist die Sonne beliebtestes und traditionelles Motiv. Die holzgeschnitzte Sonne ist inzwischen zu einem Symbol des Tauferer Ahrntales geworden, sie steht für Ursprünglichkeit und Naturnähe und ziert folgerichtig auch die Werbeprospekte der Ferienregion.
Auch im Krippenmuseum Maranatha in Luttach ist der Maskenschnitzerei ein eigener Raum gewidmet, wo man die Entstehung einer Maske mitverfolgen kann. Der Weg vom rohen Holzblock bis zur fertigen Maske – im Volksmund auch „Larve“ genannt – wird hier anschaulich und detailliert gezeigt. Hier sind auch historische Masken zu sehen, wie sie in den Nikolausspielen verwendet wurden.
Heute gibt es fast in jedem Ort im Tauferer Ahrntal wenigstens eine Schnitzwerkstatt. Besucher sind meist willkommen, und es gibt es nicht nur die Möglichkeit, die kunstfertigen Masken oder andere Schnitzereien zu erwerben, sondern auch Gelegenheit, den Meistern bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.
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