Diese Sonnenuhren sind – oft kunst- und fantasievoll gestaltet – nicht nur schön anzusehen, sondern zählen auch zu den wichtigen Kulturgütern des Landes.
Die Sonnenuhr gehört ja zu den ältesten Chronometern, die Urform ist der Gnomon, der senkrechte Schattenstab. Aus ihm wurden bereits im Laufe der Antike sehr präzise Sonnenuhren entwickelt, verschiedene Formen sind von Babylon über Ägypten und Griechenland bis zum Römischen Reich belegt. Nach dem Ende des Römischen Reiches ging das Wissen um Gebrauch und Anfertigung von Sonnenuhren fast völlig verloren, im Mittelalter finden wir bestenfalls simple Wandsonnenuhren, die weder die Stunden gleichmäßig über den Tag verteilt noch unabhängig von der Jahreszeit anzeigten. Erst mit den Kreuzzügen gelangten die verlorenen Kenntnisse über den Nahen Osten wieder nach Europa.
Ab der Renaissance erleben Sonnenuhren ihre Blütezeit. Sie sind nun auch über den Jahreslauf hin sehr genaue Zeitmesser, werden darüber hinaus aber auch Gegenstand künstlerischer Ausschmückung und zieren repräsentativ die Wände wichtiger Gebäude. Auch tragbare Sonnenuhren kamen in Gebrauch. InSüdtirol gibt es zahlreiche Sonnenuhren, die bis ins 16. Jahrhundert zurück datieren (das Entstehungsjahr ist auf den Uhren meist angegeben). Besonders schöne „Exemplare“ finden wir etwa in Sterzing, in Bruneck, in Niederdorf im Pustertal, in St. Ulrich im Grödnertal, in Eppan, Fennberg, Uttenheim, in Dorf Tirol und Mauls im Eisacktal.
Daneben kann Südtirol aber auch noch mit einer ganz besonderen und einzigartigen Attraktion aufwarten: mit der wohl größten Sonnenuhr der Welt! Die berühmte Sextener Sonnenuhr ist allerdings nicht von Menschenhand geschaffen, sondern ein Naturphänomen der Extraklasse. Sie wird von fünf Dolomiten-Gipfeln gebildet, die das Fischleintal abschließen, dem Neuner, dem Zehner (auch Sextener Rotwand), dem Elfer, Zwölfer und Einser- Vom richtigen Punkt aus – bei Bad Moos – betrachtet, steht die Sonne zur vollen Stunde exakt über dem jeweiligen Gipfel! Ein Ausflug zur größten Sonnenuhr der Welt lohnt sich auch schon allein wegen der traumhaft schönen Landschaft des Fischleintales.